Lippe hilft in Afghanistan
Hospitationen und Materiallieferungen nutzen dem Gesundheitswesen
Afghanistan ist bei uns oftmals nur in Zusammenhang mit Krieg, Bomben und Bundeswehr ein Thema. Doch es gibt auch eine andere Seite. Der Detmolder Arzt Dr. Ataullah Zulfacar kennt sie.
Am Sonntag fliegt Zulfacar einmal mehr nach Kabul. Eine erneute Hospitation von Ärzten aus der afghanischen Hauptstadt und Mazar-I-Sharif in Detmold will vorbereitet werden. Schon mehrfach waren afghanische Ärzte in Detmold.
„Das Klinikum ist hier sehr engagiert“ sagt Zulfacar. Nun habe der Deutsche Akademische Austauschdienst die Zusage gegeben, drei Hospitationen zu finanzieren. „Dieser fachlich-menschliche Austausch ist sehr wichtig“, sagt Zulfacar. Denn er stützte das Engagement der Ärzte für den Aufbau ihres Landes. Auf den Staat setzt Dr, Zulfacar nicht mehr. Er sei zu ineffektiv und korrupt.
Hoffnung biete aber das persönliche Engagement Einzelner, zum Beispiel für die Verbesserung des Gesundheitswesens. Die afghanischen Ärzte verzichteten während ihrer Hospitation in Deutschland auf Einnahmen, aber die deutsche Ausbildung sei ihnen das wert, erklärte der Hiddeser. Er hofft, dass Engagement auch durch Sachspenden stützen zu können.
Klinikmaterial aus Detmold ist bereits mehrfach nach Afghanistan gegangen. Es gäbe die Bereitschaft im nächsten Jahr eine Herzkatheder-Messplatte ebenfalls abzugeben so der ehemalige Kardiologe des Klinikums. Das wäre dann die erste Einrichtung dieser Art im Land, und das Fachpersonal könnte die in Deutschland ausgebildeten Ärzte sein.
„Der Bedarf im Land ist da. Heute gehen Menschen mit Herzerkrankungen nach Pakistan, Indien oder Iran.“ Doch der Ärzteverein für Afghanische Flüchtlinge, für den Zulfacar sich engagiert, sei mit den Kosten für Transport und Aufbau überfordert. Der Detmolder hat deshalb hat deshalb schon beim Auswärtigen Amt um finanzielle Unterstützung gebeten.
Wenn Zulfacar am Montag nach dem Flug mit Zwischenstation in Istanbul in Kabul ankommt, wird ihn sein Weg auch in die Elendsviertel der ohnehin armen Hauptstadt Afghanistans führen. Immer wieder hat er dort große Gruppen von Inlandsflüchtlingen gesehen, die aus den Land nach Kabul gekommen sind und dort auf brachliegenden Grundstücken kampieren, bis sie weggescheucht werden. „Kein Mensch kümmert sich um sie“, sagt er.
Für diese Flüchtlinge will er eine mobile Arztpraxis in einem Kleinbus anschaffen, umso eine medizinische Grundversorgung auszubauen. Zunächst müsse aber ermittelt werden, welche Kosten dadurch entstünden.
Autor: Thorsten Engelhardt
Veröffentlich in der Lippischen Landeszeitung am 18.02.2012
Link zum Artikel in der Lippischen Landeszeitung: http://tinyurl.com/8yzomzy
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